Was versteht man unter Kinder- und Jugendpsychiatrie?

posted am: 3 April 2020

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Der Bereich Kinderpsychiatrie ist Teil der klinischen Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dieser umfasst zusammen mit der Kinderpsychosomatik und -psychotherapie die Diagnostik, Therapie, Prävention und Rehabilitation von psychischen, psychosomatischen, entwicklungsspezifischen sowie neurologischen Erkrankungen, Störungen und Verhaltensauffälligkeiten vom Säuglingsalter bis zur Adoleszenz des Menschen.

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist heutzutage eine eigenständige medizinische Fachdisziplin, welche sich ursprünglich aus der allgemeinen Psychiatrie entwickelte. Der Bereich der Kinderpsychiatrie ist eng verwachsen mit zahlreichen anderen Wissenschaftsdisziplinen wie beispielsweise der Kinderheilkunde und der Kinderneurologie.

Die Leistungen werden von einem anerkannten Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie überwacht und meist durch die Unterstützung eines qualifizierten Teams unterschiedlicher Berufsbereiche umgesetzt. Die Behandlungseinheiten erfolgen, je nach Anforderung, ambulant, tagesklinisch oder stationär. Insbesondere bei Patienten aus jüngeren Altersgruppen ist eine Therapie unter Einbezug der Familie durch Beratung und Unterstützung essenziell. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den Erziehungspersonen des Kindes und dem Psychiater ist in jedem Fall ausschlaggebend für eine erfolgreiche, nachhaltige Behandlung.

Die Zuständigkeit der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist, ohne auffällige Defizite der Entwicklung des Individuums, bis zu seiner Volljährigkeit. Gegebenenfalls wird nach der Diagnose deutlicher Entwicklungsdefizite die Altersgrenze länderspezifisch angehoben. Ab dem offiziellen Eintritt ins Erwachsenenalter wird der Patient demnach von Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie weiterführend behandelt.

Die klinische Diagnostik der Kinderpsychiatrie von beispielsweise OMR. Dr. Hannelore Steinböck verläuft international unter anderem anhand der ICD-10 gemäß Kapitel V (F90-98) „Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn der Kindheit und Jugend“.

Typische Krankheitsbilder in der Kinderpsychiatrie sind hyperkinetische Störungen, wie AD(H)S, ebenso wie Störungen des sozioemotionalen Verhaltens, wie Bindungsstörungen und Autismus, depressive Störungen, Phobien und vokale oder motorische Ticstörungen. Auch Essstörungen, Suchtprobleme und Epilepsie im Kindesalter gehören zu dem Aufgabenbereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine erhebliche Rolle für die praktische Diagnostik spielt dabei die gesamtheitliche Erfassung des Kindes/Jugendlichen hinsichtlich psychischer und körperlicher Reife, biografischer und zeitlicher Einflüsse, sowie genetischen, psychischen und anderen somatischen Verhältnissen.

Körperliche und neurologische Untersuchungen, wie Gehirnstrommessung (EEG), Harn- und Blutuntersuchung, Magnetresonanztomographie, EKG, sowie weitere hormonelle und genetische Untersuchungen sollen unter Einbezug von klinisch-relevanten Nebendiagnosen ein eindeutiges Bild über den gesundheitlichen Zustand des Kindes liefern. Ebenfalls ist die leibliche Zusammenkunft von Kind und Familie bzw. Familienersatz (Pflegefamilien, Jugendhilfeeinrichtungen) unter Aufsicht des zuständigen Kinder- und Jugendpsychiaters zur Befunderhebung primär. Weitere diagnostische Methoden sind normierte Testverfahren zum Rechen-, Lese- und Rechtschreibvermögen, zur emotionalen, sprachlichen, sozialen und sensomotorischen Entwicklung, zur Intelligenzeinstufung und zur Selbst- und Fremdeinschätzung.

Die Behandlung umfasst u. a. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie, Musik- und Kunsttherapie, um dem Kind Zugang zu seiner Erkrankung und Umgang mit dieser zu ermöglichen. Des Weiteren sind Ergotherapie, Bewegungstherapie, Logopädie und eine medikamentöse Behandlung, je nach Diagnostik, möglich. Die Therapie kann in Form von Einzel-, Gruppen- und Familiensitzungen stattfinden.